Fahrzeugschein: Nur Schein?

Wissenswertes

 

 

Zu Ziffer 1:

Die Angabe ist nur bedingt richtig. Ein vor allem bei starkem Regen zu beobachtender Mangel an Geschlossenheit kann dem Trabibesitzer schon einmal die Haare sträuben. So wird bei Geschwindigkeiten über 80 km/h das Regenwasser vorn in die Scheinwerfergehäuse gedrückt, und schon kommt im Fahrzeuginnern eine wahre Disco-Atmosphäre auf. Während der Regen mit mehr als 50 beats per second aufs Dach trommelt und somit jeden Techno-Fan in Ekstase versetzen könnte, beginnen die Kontrollampen für Blinker, Zündung und Fernlicht in wahlloser Reihenfolge durch die Gegend zu blinken. Eine tatsächliche Beeinträchtigung der elektrischen Funktionen des Fahrzeugs ist jedoch nicht gegeben.

Zu Ziffer 2:

Damals war Sachsenring noch stolz auf den Trabi. Das zwischenzeitlich als "Sachsenring Automobiltechnik AG" firmierende Unternehmen war sich bereits nicht mehr so sicher - auf der Website zumindest wurde der Trabi mit keinem Wörtchen mehr gewürdigt. Im Gegenteil. Wörtlich hieß es dort: "Wer neue Werte will, muß auch vergessen können." Irgendwie traurig. Was soll's, mittlerweile ist das Unternehmen verscherbelt worden und gehört zu irgendeiner Zuliefererfirma. Ist halt so.

Zu Ziffer 6:

Ich brachte es bisher dank der satten 26 PS (s. Ziff. 7) auf gerader Strecke bei Windstille auf etwa 137 km/h. Bei längerem Beibehalten einer solche "hohen" Geschwindigkeit ist jedoch zu befürchten, daß die der Auspuffaufhängung dienenden Gummimanschetten schmelzen und der Auspuff irgendwann auf der Straße schleift. Zur vorübergehenden Behebung des Schadens ist dann etwas stärkerer Blumendraht zu empfehlen, der zur Not auch beim Hausmeister jeder Autobahnraststätte zu bekommen ist.

Zu Ziffer 14 und 15:

Bei 615 kg Leergewicht und einer Tonne zulässigem Gesamtgewicht ist nicht mehr viel Spielraum für die Nutzlast gegeben. Von den verbleibenden 385 kg entfallen nochmals ca. 40 kg auf Tankinhalt, Warndreieck, Wagenheber, Minimalwerkzeug und Verbandskasten. Dann nochmals 10 Kilo fürs Ersatzrad. 335 Kilo also für beispielsweise vier Personen, die je 83 Kilo wiegen - nackt und ohne Gepäck, versteht sich. Bei geplanter Mitnahme von Gepäck ist also eine vorangehende mehrtägige Nulldiät zu empfehlen.

Zu Ziffer 30:

Im Stand wird das Unmögliche wahr: Bei abgeschaltetem Motor wird die Lärmemission auf Null reduziert! Kaum zu glauben... böse Zungen behaupten jedoch, es sollte dort eigentlich eine 100 stehen, aber für eine dreistellige Zahl sei kein ausreichendes Eingabefeld bei der Zulassungsbehörde vorhanden gewesen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Allgemeines - Historie

Der Trabant 1.1 ist äußerlich kaum vom Trabant 601 zu unterscheiden. Die auffälligsten Veränderungen sind das, durch Kühllöcher, asymmetrisch unterteilte Frontmittelteil (Kühlluft für Wasserkühler), die neue abgekantete Motorhaube aus Streckblech (Abkantung war Produktionsbedingt. Es sollte außerdem eine Produktionssteigerung der Preßstoffteile erreicht werden. Die Motorhaube wurde im Ausland produziert.),größere Heckleuchten mit integriertem Rückfahrscheinwerfer und Nebelschlußlicht und neue Stoßfänger aus Kunststoff. Neue Innen- und Außenspiegel sowie schwarze Kunststoff-Lüftungsblenden an der C-Säule (nur Limousine) sind weitere Details der Serien-1.1er.

Technik und der Fahrkomfort wurde hingegen stark verändert:
wassergekühlter 1.1l-Viertaktmotor mit 40PS (im BARKAS-Werk Chemnitz in VW-Lizenz gebaut);

neue Vorderachse mit McPherson-Federbein und Querstabilisator;
neues 4-Gang-Wechselgetriebe WAF 7,4 S 4 M aus eigener Entwicklung;

Scheibenbremse vorn und Bremskraftbegrenzer für Trommelbremse hinten;
Lochkreis wurde von 160 auf 98mm verkleinert;

Knüppelschaltung,

durch Spurverbreiterung neue Tiefbett-Scheibenräder mit größerer Einpreßtiefe (ET 45);

der Tank (28l) ist endlich hinten rechts unter dem Bodenblech angeordnet;

zahlreiche Karosserieverstärkungen im Vorderteil und Innenraum;

Tankbefüllung von außen (Tankstutzen im hinteren rechten Kotflügel);

neues Armaturenbrett mit Tank- und Kühlwassertemperatur-Anzeige;

Schälldämmung im Innenraum

(dicke Filzmatten an der Spritzwand, Filzverkleidung des Daches und aufgeklebte Bitummenmatten auf dem Bodenblech),

Lüftungsschlitze über dem Heckfenster im Innern und ein dicker "Filzhimmel",
Heizleistung und Innenraumbelüftung, dank Wasserkühlung endlich auf "Weltniveau".

Trotz all dieser Veränderungen blieb der 1.1er ein "Trabant" und wurde im Volksmund scherzhaft "Mumie mit Herzschrittmacher" genannt. Später kam der Spruch "Die 1.1er rosten schneller als sie fahren" hinzu, welcher auf die halbherzige Produktionsweise nach der politischen Wende zurückzuführen ist. Die unrentable Produktion, das veraltete Fahrzeugkonzept (z.B. Bodengruppe und Hinterachse noch vom P50) und der hohe Preis, bedeutete schließlich den Untergang des Zwickauer Automobilbaus am 30. April 1991.

1984

In einen 601er wird ein selbstentwickelter Dieselmotor eingebaut. Erste Ansätze für den neuen Trabant sind bereits in dieser Zeit erkennbar (Lochkreisdurchmesser, neues VA-Konzept mit Schraubenfedern, Tank im Heck usw.). Der Dieselmotor und der damit verbundene neue Trabant wurde aber leider wegen Qualitätsproblemen und mangelnder Zuverlässigkeit des Diesels verworfen.

1987

Bereits 1987 soll es einen grünlackierten Prototypen eines Trabant 1.1 gegeben haben. Er wurde in die laufende Fahrgestellnummerierung des 601er integriert. Später entstehen erste Funktionsmuster.

1988

Optisch veränderte Prototypen für den geplanten Serienbeginn werden gebaut. Einer davon ist der Trabant 1.1 E mit veränderter moderner Front und heruntergezogener Heckklappe. Die Produktion wird aber durch das Politbüro verhindert, weil zuviel neue Produktionswerkzeuge gebraucht worden wären.

Im Aril läuft der erste Viertaktmotor vom Typ BM 820 (1043 ccm) auf dem Prüfstand. Im gleichen Jahr beginnt die Produktion der in VW-Lizenz gebauten Motoren für den Wartburg (1,3l), den Trabant (1,1l) und den Viertakt-Barkas (1,3l). Die Nullserie (bzw. 0-Serie) des neuen Trabant mit 150 Fahrzeugen wird bis Anfang 1989 gebaut.

Während der Nullserie wurden noch viele technische und auch optische Details am Fahrzeug verändert. Um eventuelle Konstruktionsfehler oder technischen Schwächen vor Serienbeginn zu entdecken und abzustellen, wurde über jedes Fahrzeug (Nullserie) systematisch Buch geführt.

1989

Die Vorserie mit 850 Fahrzeugen geht vorerst noch mit Metallstoßstangen, den alten Außen- und Innenspiegeln sowie Aluminium-Lüftungsblenden (C-Säule) vom Band. Die Farben wurden im schlichten togaweiß gehalten. Vereinzelte Vorserien hatten auch eine andersfarbige Lackierung (z.B. papyrusweiß oder gletscherblau).

In die Typenschilder wird hinter der Fahrzeugbezeichnung eine 0 eingeschlagen.

 

19.865 Mark der DDR sollte die Limousine kosten. Es werden Reparatur- und Bedienungsanleitungen gedruckt, um nach dem Serienbeginn eine flächendeckende Reparatur- und Ersatzteilversorgung sicherzustellen.

1990

Der Trabant 1.1 (interne Bezeichnungen: 1.1N für Limousine und 1.1U für Universal) geht am 21.05.1990 im neuen Werk in Zwickau-Mosel in Serie (ca. 300 Stück, eine Tagesproduktion). Der Serienanlauf wurde aufgrund des politischen Umbruchs um Monate vorgezogen. Der 1.1er muß aber schon wenig später dem VW Polo weichen und wird wieder im Stammwerk produziert. Während der Serienproduktion werden graue Plastikstoßstangen und Kunststofflüftungsblenden eingeführt die den 1.1er optisch aufwerten sollen. Man kann keine genaue Abgrenzung vornehmen wann welche Teile verbaut worden sind (so gibt es z.B. gletscherblaue 1.1er mit Metallstoßstangen), da offensichtlich immer das genommen wurde was gerade verfügbar war. Außerdem wird der hintere Abschluss der Dachkanten verändert sowie Ablaufnasen in den Heckscheibenrahmen integriert. Aus den Erfahrungen der Null- und Vorserie wurden im Laufe der Serie einige technische Verbesserungen vorgenommen. Die Preise liegen nach der Währungsumstellung am 1. Juli bei 9.110 DM für die Limousine und 10.450 DM für den Universal.

Aufgrund der erhofften großen Nachfrage nach Kombis, wird ein Produktionsverhältnis von 80% zu 20% für Universal und Limousine festgelegt. Man erhofft sich eine erhöhte Nachfrage nach Kombis (beim 601er war das Verhältnis genau umgekehrt). Trotz großer Werbeanstrengungen führt der 1.1er ein Schattendasein neben den gebrauchten Importfahrzeugen. Ungarn und andere Länder nahmen einen großen Teil der Produktion ab, deswegen ist es nicht verwunderlich dass in Ungarn ca. ein Drittel aller produzierten 1.1er fuhr. Auf der Leipziger Herbstmesse wird der Trabant 1.1 Tramp (interne Bezeichnung 1.1V) vorgestellt, welcher als letzter Trabant noch in Serie geht. 14.820 DM soll er kosten.

Im September hat die Münchner Firma IVM mit dem Werk zusammen ein Konzept zur optischen Aufwertung der ganzen Modellreihe entwickelt. Der dreimillionste Trabant ist ein 1.1er.
Ab Dezember werden serienmäßig ungeregelte Katalysatoren in alle 1.1er eingebaut.

 

1991

Am 30. April 1991 verlässt der letzte Trabant die Werkhallen.

1994

Nach dem Konkurs eines türkischen Importeurs kehren 444 Trabant 1.1 Universal zurück nach Deutschland und sollten für 19.444 DM verkauft werden. Da die Nachfrage sehr gering war, wurden 351 Fahrzeuge 1996 an die Supermarktkette "allkauf" weitergegeben. Die ostdeutschen Fillialen verkauften diese dann für 9.999 DM. Zu erkennen ist der Trabant 1.1 "444" an den Messing-Schriftzügen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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